Müll vermeiden, Reste sinnvoll verwenden, die Umwelt schonen
Jeder Deutsche produziert pro Jahr mehrere Hundert Kilo Abfall – ein Großteil dessen kann nicht recycelt werden und wird verbrannt. Die Zero-Waste-Bewegung möchte den Müllberg reduzieren. Wie das geht? Zeigen wir Ihnen!
Wir alle kennen sie, die Bilder meterhoher Müllberge in Deponien und Plastikinseln in den Weltmeeren. Und alle sind wir ein bisschen schuld daran, dass diese Umweltsünden täglich noch größer werden. Dabei ist es gar nicht so schwierig, im Alltag weniger Müll zu produzieren. Die Zauberwörter lauten vermeiden, reduzieren, wiederverwenden, recyceln und kompostieren. Sie gehen auf die amerikanische Bloggerin Bea Johnson zurück, die bereits seit 2008 nahezu müllfrei lebt und auf ihrem Blog sowie bei Vorträgen darüber berichtet, wie sie es schafft, den jährlichen (!) Müll einer vierköpfigen Familie auf ein 1-Liter-Einmachglas zu beschränken.
Zero Waste bedeutet streng genommen, gar keinen Müll zu verursachen. Das ist zugegebenermaßen nicht zu hundert Prozent realisierbar. Doch mit ein wenig Engagement und vielen kleinen Veränderungen kann es jeder von uns schaffen, weniger Müll anzuhäufen. Hier unsere Tipps!
Im Idealfall entsteht Müll erst gar nicht. Das erreichen Sie durch eine ganz simple Frage an sich selbst: Brauche ich das wirklich? Denn besonders Impulskäufe bergen das Risiko, Dinge anzuhäufen, die früher oder später im Abfall landen. Kein Wunder, dass ein anderer Trend – der Minimalismus – untrennbar mit Zero Waste verbunden ist. Denn wer wenig konsumiert, wirft auch wenig weg.
Darüber hinaus können Sie viel Müll – insbesondere Verpackungsmüll – umgehen, indem Sie Produkte selbst herstellen. Das macht Spaß und tut Geldbeutel wie Umwelt gleichermaßen gut. Zudem wissen Sie dadurch ganz genau, was sich in Ihren Produkten befindet beziehungsweise eben nicht befindet (z. B. keine Konservierungsstoffe, chemische Farbstoffe, Silikone und Mikroplastik). Vor allem Pflege- und Hygieneprodukte lassen sich mit einfachsten Mitteln selbst anrühren oder -mischen.
Wenn Sie auf etwas nicht verzichten und es auch nicht selbst produzieren können, besteht dennoch die Möglichkeit, den Müll zu reduzieren. Das funktioniert allein durch die Wahl der Materialien und Produkte. Kaufen Sie beispielsweise Mehrwegbehältnisse aus Glas statt auf Plastik zurückzugreifen. Verzichten Sie auf Küchenpapier und Papiertaschentücher, stattdessen tun Mikrofasertücher und Stofftaschentücher einen guten Dienst. Kaufen Sie wiederaufladbare Batterien sowie wiederbefüllbare Kugelschreiber. Lassen Sie sich den Coffee to go in Ihren eigenen Kaffeebecher abfüllen. Benutzen Sie wiederverwendbare Einkaufsbeutel und kaufen Sie Obst und Gemüse lose, sofern möglich.
Statt die kleinen Wegwerf-Plastiktüten zu benutzen, können Sie Ihr Obst und Gemüse in wiederverwendbare Netze füllen.
Doch was tun mit Sachen, die bereits da sind und nicht (mehr) gebraucht werden? Eine Möglichkeit ist es, diese Dinge einem neuen Nutzen zuzuführen. Eine alte Milchkanne mit Sprung macht sich beispielsweise noch immer toll als Pflanzkübel für die Terrasse, Glasflaschen können als Seifenspender herhalten, Gabeln ersetzen sehr dekorativ Wandhaken und selbst alte, kaputte Fahrräder geben eine schicke Gartendekoration ab, wenn man sie frisch lackiert und mit Blumen schmückt. Alles was Sie brauchen ist ein wenig Erfinderreichtum – oder gute DIY-Anleitungen aus dem Internet.
Wie beim Flohmarkt gilt: Es gibt immer wen, der sich über Dinge freut, die einem unnütz erscheinen. Darum: verschenken Sie Staubfänger doch einfach! Das geht super mit „Zu verschenken“-Kisten, die Sie vor die Haustür stellen. Oder Sie nutzen Angebote wie öffentliche Bücherschränke, eBay-Kleinanzeigen und Verschenk-Gruppen in sozialen Medien. Auch Spenden ist eine gute und sinnvolle Option. Sozialkaufhäuser, das Rote Kreuz oder die Diakonie freuen sich immer über kleine sowie große Gaben.
Selbst vom Biomüll kann das ein oder andere noch benutzt werden! Kaffeesatz etwa eignet sich als Peeling oder Blumendünger, ausgepresste Zitronen sind Wundermittel gegen Kalkablagerungen und Eierschalen bereichern das Gießwasser mit Mineralstoffen.
Was gar nicht mehr zu gebrauchen ist, sollte am besten in seine Einzelteile zerlegt und fachgerecht entsorgt werden. Und ja, die Mühe lohnt! Denn auch wenn sich das Gerücht hartnäckig hält: am Ende des Recycling-Zyklus wird nicht einfach alles zusammen geschüttet. Das korrekte Trennen von Abfällen erleichtert den Abfallwirtschaftsunternehmen das Wiederverwerten der Rohstoffe ungemein, sodass am Ende weniger in der Verbrennungsanlage landet.
Idealerweise benutzen Sie in Ihrem Haushalt Produkte, die sich am Ende ihrer Nutzungsdauer kompostieren lassen – und das ist, vor allem bei den Gegenständen des täglichen Bedarfs, mittlerweile viel leichter als man denkt. Es gibt zum Beispiel Haar-, Spül- sowie Zahnbürsten aus Holz oder Bambus, Wattestäbchen aus gepresstem Papier und natürliche Schwämme fürs Duschen.
Halten Sie einfach die Augen offen, hinterfragen Sie jedes Teil, das Sie wegwerfen, und bleiben Sie am Ball. Zero Waste klingt erst einmal asketisch und aufwendig, muss es aber ganz und gar nicht sein. Die Alternativen sind zahlreich und nach einer Umgewöhnungsphase geht der Alltag leicht von der Hand. Auf lange Sicht tun Sie damit auf jeden Fall nicht nur der Umwelt etwas Gutes, sondern vor allem auch sich selbst – denn der Zero-Waste-Lifestyle befreit von Überflüssigem, minimiert Schadstoffe und spart Geld.
Sie möchten noch tiefer in diese Materie eintauchen? Dann schauen Sie sich doch auf diesen deutschen Zero-Waste-Blogs um und lassen Sie sich zu einem (nahezu) müllfreien Leben inspirieren!
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